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4. Wickinger Wandermarathon 09.05.2015

Ich hatte mir extra zum Geburtstag einen Gutschein gewünscht, den ich für einen kleineren Rucksack einlösen wollte. Der große Rucksack eignet sich überhaupt nicht für eine Tagestour, denn er hat ein viel zu großes Fassungsvermögen. Vor Jahren hatte ich mir für Familienausflüge ein kleineres Exemplar zugelegt, jedoch erwies er sich für Wanderungen als nicht brauchbar: Die Träger des kleinen Rucksacks rutschen mir immer von den Schultern und die Getränkeflaschen bleiben nur stehen, wenn man 4 oder mehr Flaschen einsteckt.

Da ich mich spontan für den 4. Wickinger Wandermarathon in Hagen-Haspe angemeldet hatte, war der Moment gekommen, um zuzugreifen! Zusammen mit meiner Tochter hatte ich mich nach einigem Suchen für einen bequemen Rucksack entschieden, der durch mehrere Riemen beliebig einstellbar ist. Es befinden sich an den Seiten Taschen, um Getränkeflaschen einzustecken. Im Rucksack selbst und im Deckel sind Fächer mit Reißverschlüssen und das Volumen reicht auf jeden Fall aus, um die Sweatshirt-Jacke bei Bedarf zu verstauen. Ich finde es beim Wandern sehr wichtig, die Hände frei zu haben, um Fotos zu machen, etwas trinken, und vor allem etwas essen zu können.

Es war das erste Mal, dass ich an diesem Wandermarathon teilnahm, daher wusste ich nicht, ob es auf den vorgegebenen 42 km genügend Streckenposten geben würde, um meinen Durst und Hunger stillen zu können. In der Beschreibung stand zwar, dass im Startgeld für die Strecke Getränke inbegriffen seien, aber ich war mir sehr unsicher, ob das ausreichen würde. Also ging ich vorher einkaufen: Bonbons, Müsliriegel, Kaugummis und Getränke. Nun hatte ich so viel Proviant dabei, dass ich mich sogar über mehrere Tage verlaufen konnte.

Jetzt war die letzte Vorbereitung am Tag vor der Veranstaltung, früh ins Bett zu gehen, denn um 06:30 h würde ich an der Hauptstraße von einem freundlichen Bekannten, der zufällig den gleichen Weg hatte, eingesammelt. Die Aufregung ließ mich allerdings erst spät zur Ruhe kommen. Ich lag in meinem Bett und die Gedanken kreisten um die vielen neuen Eindrücke und Bekanntschaften, die ich an diesem Tag sammeln könnte. Einmal noch den Wecker checken und endlich fielen mir die Augen zu.

Bevor der Wecker klingelte, war ich bereits wach. Ich versuchte, einigermaßen gelassen zu bleiben, griff meine Siebensachen, verabschiedete mich von meinen Lieben und war pünktlich am Treffpunkt. Die Fahrt dauerte gar nicht lange: Kurz auf die Autobahn abgebogen und schon waren wir im Sauerland. Der Ausblick aus dem Autofenster war fantastisch. Die frühlingshafte Landschaft erwachte langsam unter der aufgehenden Sonne.

Im Eingang zum Hof des Veranstalters "Wickinger Reisen" hing ein riesiger Banner, der den Start- und Zielpunkt markierte. Ich war eine der Ersten, denn ich hatte mich für die ganze Marathonstrecke angemeldet und die Startzeit war für 07:30 Uhr vorgesehen. Zur Wahl standen zusätzlich ein Halbmarathon und ein Drittelmarathon. 2013 hatten fast 500 Personen an der Veranstaltung teilgenommen und ich war mir sehr sicher, dass dieses Mal noch mehr Wanderbegeisterte anzutreffen sein würden.

Start_Ziel.jpg

Den Apfel und den Müsliriegel, die ich bei der Anmeldung zum Wasser bekam, aß ich noch im Hof, denn ich hatte noch nicht gefrühstückt. Als der erste Trupp sich auf den Weg machte, schloss ich mich gleich an. Nach einer kurzen Strecke durch die Hasper Innenstadt ging es direkt steil bergauf in den Wald. Ich staunte nicht schlecht über den Spurt, den der Kopf der Bande hinlegte. Da konnte ich einfach nicht mithalten. Zum Glück holten mich andere Fußgänger ein, die ein gemäßigteres Tempo gingen.

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Sehr schnell kam man ins Gespräch, welches allerdings bei jedem weiteren Anstiegt stockte. Oben angekommen war der Ausblick zusätzlich atemberaubend. Nachdem man wieder Luft holen konnte, wurde der Faden neu aufgenommen und man quatschte weiter. Die Zeit verging wie im Flug und man war sich, selbst nach so kurzer Zeit, schon sehr verbunden. Ich hatte großes Glück, Christina aus dem Weserland an meiner Seite gehabt zu haben und es war sehr schade, dass die verschiedenen Distanzen unsere Wege trennten.

Aussicht1.jpg Aussicht2.jpg Aussicht3.jpg

Die Strecke an sich war für meine Begriffe sehr anspruchsvoll, denn bisher habe ich bei Wanderungen nur mäßige Höhenmeter überwunden. Ich lernte schnell mit meinen Kräften zu haushalten. Auf dem Weg zum Aussichtspunkt Bilstein wanderte ich zusammen mit dem "Kuhbauern" und dem "Balkanesen". Beide erzählten von ihren vielzähligen Wanderungen im In- und Ausland. Ich war begeistert, wohin einen das Wanderfieber führen kann. Die beiden netten Herren machten am Aussichtspunkt eine Trinkpause, während ich mich nicht aufhalten ließ.

Immer wieder machte ich ein paar Kilometer mit der flotten Wanderin aus Herdecke. Ich erzählte vom Verkehrschaos ein paar Wochenenden zuvor beim verkaufsoffenen Sonntag in Herdecke und von dem Pylon im Zentrum, auf dem steht, dass es ab dort noch 2.667 km bis nach Santiago de Compostela sind. Wir waren uns einig, dass Herdecke ebenfalls ein toller Fleck zum Leben und Wandern ist. Die nette Dame suchte sich an der Hapser Talsperre eine Bank zum Rasten. Ihr verdanke ich ein tolles Erinnerungsfoto von mir.

Die Hasper Talsperre war ein strategischer Punkt, nachdem ich mich verlaufen hatte. In der Senke, in der ein großer gelber Waldtrecker stand, achtete ich auf den unebenen Grund, um nicht umzuknicken. Dabei übersah ich, wie sich später herausstellte, den nächsten Wegweiser - wie einige andere Wanderer auch. Wir trafen uns alle vor einem Bauernhof. Jemand fragte nach dem rechten Weg zur Talsperre und schnell waren wir wieder auf Strecke. Der schöne Wanderweg entlang der Hasper Talsperre eignete sich für mich, Tempo zu geben. Geradeaus ist für mich nicht schwer.

Weg1.jpg Talsperre1.jpg Talsperre2.jpg

Gerade, als ich enttäuscht dachte, ich hätte durch das Verlaufen die Verpflegungsstation verpasst, erreichte ich den Treffpunkt. Ich freute mich sehr auf ein Käsebrötchen und eine Banane, tauschte die leeren Flaschen gegen volle und wanderte gleich weiter. Jetzt versuchte ich, aufmerksamer zu sein, um die Hinweisschilder nicht zu verpassen. Die Herdeckerin holte mich wieder ein, als ich ein Foto von einer wunderschönen blumigen Wiese machte. Wir dachten gerade, dass wir uns erneut verlaufen hätten, als eine andere Wanderin und ihr Partner Entwarnung gaben.

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Ich erreichte das Hinweisschild "Noch ca. 10 km" alleine. Meine Gedanken rotierten gerade über Aufgeben oder Durchhalten, als mich der Balkanese einholte. Er machte mir Mut und gab mir Tipps zum Durchhalten. Auch Ralf aus Dortmund profitierte von seinem Ansporn. Er erzählte, dass seine Wanderfreunde bereits im Ziel eingetroffen waren und realisierte, dass wir noch 2 Stunden vor der Brust hatten. Bis zum Ziel blieben wir drei zusammen. Nach 10,5 Stunden erreichten wir den Hof des Veranstalters und ließen uns von den wartenden Wanderern gebührend empfangen. Uns wurde erzählt, dass etwas 800 Teilnehmer/innen mitgemacht haben.

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Wahrscheinlich war es das leckere Schnäpschen, das mich von den Beinen holte. Ein kurzer Kreislaufzusammensacker ließ sich schnell mit einer Cola und einer entspannten Rückenlage kurieren. Ich war froh, als mein Fahrer zum Aufbruch pfiff und er mich sogar bis zur Haustür fuhr. Zu Hause hielt ich stolz meine Urkunde hoch und genoss den Applaus. Trotz der Anstrengungen konnte ich bereits jetzt behaupten, dass ich beim nächsten Wandermarathon wieder dabei sein werde. Nach einem entspannenden Bad fiel ich erschöpft in die Federn und schlief die ganze Nacht durch.

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