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Bad Driburg - Paderborn

Das Frühstück im Braunen Hirsch war wunderbar und reichhaltig. Tatsächlich forderte uns die Wirtin auf, Proviant für den Weg einzustecken. In der Stadt deckten wir uns zusätzlich mit Getränken ein und machten uns schon früh auf den Weg.

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Unsere Strecke führte uns Richtung Iburg. Es ist ja selbstverständlich, dass Burgen auf Bergen stehen, aber der Anstieg schaffte mich doch ganz schön. Oben angekommen, wurden wir mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Das Wetter war feuchtkalt und so rasteten wir nicht lange, denn wir hatten Bedenken, uns zu verkühlen. Während wir die Informationsschilder über die Burg studierten, kamen wir wieder zu Kräften und zogen kurze Zeit später weiter.

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Nachdem wir den Abstieg hinter uns hatten, ging es recht lange geradeaus. Kaum ein Baum oder ein Strauch war zu finden, den man zum Erleichtern nutzen konnte. So hielten wir bis Schwaney aus und fragten in einer Tankstelle nach einem WC. Wir kamen mit dem Mitarbeiter ins Gespräch, der uns gleich zu einem Cappuccino einlud. Das Getränk wärmte uns etwas auf. Im Nachhinein hätte dieser freundliche Mensch den Senf des Tages verdient, aber das stellte sich erst später heraus. 

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In der Ortschaft Dahl geht man bei ungemütlichem Wetter wohl weniger vor die Türe. Christiane und ich hatten uns vorgenommen, den nächsten Passanten nach einer Übernachtungsmöglichkeit in Dahl zu fragen. Fast am Ende des Ortes trafen wir auf eine junge Mutter, die gerade fort fahren wollte. Man merkte sofort, dass sie sich von unserer Frage belästigt fühlte und so kam diese Antwort nicht überraschend: "Gehen Sie in diese Richtung, dann erreichen Sie in ca. 6 km Paderborn. In Paderborn finden Sie mehrere Hotels!" 

Christiane holte kurz Luft und schnaufte los: "Wenn Sie wüssten, was wir schon hinter uns haben, würden Sie uns nicht bis nach Paderborn schicken!" Sie hatte Recht, die Frau hatte keine Worte mehr und wir hatten genug Zorn in den Knochen, um weiter zu wandern. "Ne! Dahl ist schön!" sagte Christiane und schon konnten wir wieder lachen. 

Fast wortlos bestritten wir den Weg bis Paderborn. Irgendwie hatte ich von Anfang an den Gedanken, dass man sich spätestens am dritten Tag fragt, ob die Anstrengungen es wert sind, die man für das Pilgern auf sich nimmt. Ist man als bequemer Autofahrer überhaupt noch in der Lage, tagelang etwa 20 km zu Fuß zurückzulegen, ohne sich zu fragen, ob man mit dem Auto nicht viel schneller und bequemer reisen könnte?! 

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Ich versuchte, über das Wandern wieder positiver zu denken, während wir den Rand von Paderborn ankratzten. Als wir endlich die Jugendherberge erreichten, war eine weitere Stunde vergangen. Die Stufen, die wir bis zum Anmeldebüro nehmen mussten, konnten wir nur überwinden, weil wir nicht auf der Straße schlafen wollten. Da die Dame an der Anmeldung uns emotionslos ein 6-Personen-Zimmer im Dachgeschoss zuwies, behielt ich das Gläschen Senf in meinem Rucksack und ärgerte mich jetzt erst recht, dass ich es nicht in Schwaney an den netten Tankstellenmann verschenkt hatte. 

Ein Mädchen auf dem Flur schlug die 5 Euro aus, mit denen ich sie versucht hatte, zu bestechen, um uns Bettwäsche aus dem Kellergeschoss zu holen. Also blieb mir nichts anderes übrig und meine gequälten Füße trugen mich zum Wäscheregal in den Keller. Christiane und ich bezogen unsere Betten, massierten unsere schmerzenden Muskeln mit Öl und überlegten beim Probeliegen, ob wir noch zum Essen gehen. So hungrig kann man gar nicht sein, wenn sich der Speisesaal ebenfalls... im Keller befindet!

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