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Höxter - Brakel

Der Jakobsweg NRW ab Höxter Corvey über Brakel, Bad Driburg, Paderborn, Salzkotten, Geseke, Erwitte, Soest, Werl, Unna bis nach Dortmund wurde von sehr fleißigen Freiwilligen der Altertumskommission für Westfalen entlang der alten Handelsrute Hellweg ausgeschildert. Vorher wurde der historische Weg, der seit über 1000 Jahren von Pilgern Richtung Santiago de Compostela in Spanien bewandert wird, wissenschaftlich erforscht. Auf dem westfälischen Landweg des Mittelalters bzw. des ehemaligen Fernhandelsweges wurden zahlreiche Hinweise auf damalige Pilger entdeckt. Die Internetseite www.nrw-tourismusmagazin.de hat einen wertvollen Bericht anlässlich der feierlichen Eröffnung der oben aufgeführten Pilgerstrecke, die im März 2010 stattfand, veröffentlicht.

 


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Christiane und ich hatten uns dazu entschlossen, der mit der gelben Muschel auf blauem Hintergrund markierten Strecke zu folgen und reisten mit dem Zug nach Höxter. Um gleich das "Pilgerfeeling" zu bekommen, hatten wir unseren Rucksack für 4 Tage gepackt und fuhren am Freitagabend nach der Arbeit ins Wochenende. Zunächst verlief alles nach Plan. Wir stiegen in Hamm um, ohne Dinge im Zug liegen zu lassen oder den falschen Anschluss zu nehmen. Doch das sollte nicht bis zum Eintreffen in Höxter so bleiben!

 

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Durch Bauarbeiten auf einer Teilstrecke wurden Busse eingesetzt. Wir schlossen uns einem erfahrenen Bahnfahrer an, der sich und uns allerdings in den falschen Bus setzte. Gerade, als der richtige Bus abfuhr, bemerkte der Mann den Fehler und wir stiegen resigniert wieder aus. Um unseren Anschlusszug noch zu erreichen, suchten wir ein Taxi auf. Wir fanden ein Großraumtaxi und teilten uns mit mehreren Passagieren die Kosten. Der ortskundige Taxifahrer drückte kräftig auf die Tube, trotzdem sahen wir nur noch die Rücklichter unseres Zuges und wir mussten, allerdings in guter Gesellschaft, eine ganze Stunde am Bahnsteig warten.

Über das Internet hatte ich für die Nacht eine Unterkunft gebucht. Die Eheleute Kreß holten uns vom Bahnhof ab und zeigten uns die hübsche Ferienwohnung im Stadtkern von Höxter. Wir freuten uns sehr über die Kekse, Bananen und Getränke, die uns zum Mitnehmen bereit gelegt wurden. Die Empfehlung, in der Innenstadt beim Italiener zu Abend zu essen, brachte uns noch einen leckeren Salatteller ein. Erschöpft von der Aufregung während der Bahnfahrt fielen wir in die Betten.

 


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Am Tag darauf, nachdem wir in einer Bäckerei am Markt gefrühstückt hatten, brachte uns Herr Kreß mit dem Auto zum Schloss Corvey und informierte uns umfangreich über Wissenswertes (
http://www.schloss-corvey.de/de/corvey/) vom Schloss. Wir holten uns unseren allerersten Pilgerstempel ab und Herr Kreß verabschiedete uns mit guten Tipps und Wünschen in den Jakobsweg. Er machte uns darauf aufmerksam, dass diese erste Etappe die längste sein würde und wir nicht bummeln sollten.

 


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Das war leicht gesagt, denn am Wegesrand standen gemischte Obstbäume in voller Frucht und ich hatte großes Interesse daran, von jeder Sorte zu probieren. Christiane fand das sehr überflüssig und wanderte einfach voraus. Ich packte mir schnell meine mitgebrachten Tütchen mit Äpfeln, Birnen und Pflaumen voll und latschte hinterher. Schon lag Höxter hinter uns. Ich traute mich kaum, mich umzudrehen, um die bereits zurückgelegte Strecke zu betrachten. Beim Pilgern lässt man immer etwas hinter sich, hatte ich mir sagen lassen - ich wollte es nicht sehen, obwohl ich nicht wusste, was es wohl sein könnte.

Es ging stetig bergauf und schnell befanden wir uns im Eggegebirge. Im Schutz der hohen Laubbäume wanderten wir stets Richtung Westen. Die Strecke war sehr gut ausgeschildert. Christiane und ich waren sehr allein in dem Wald und wir quatschten über alles mögliche. Die Zeit verging und wir wanderten zügig durch die Landschaft. Hier und da zupfte ich an den Gurten des Rucksacks, um die Last einigermaßen erträglich zu machen. Die richtige Einstellung fehlte mir jedoch noch an diesem Tag.

 


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Als unsere Kräfte bereits aufgebraucht waren und wir uns fragten, wann wir endlich am Kloster Brede in Brakel ankommen würden, kramte ich mein Handy hervor. Ich stellte anhand der Navigations-App fest, dass wir das Kloster um ca. 2 km verpasst hatten. Da der Pilgerweg nicht, wie erwartet, direkt am Kloster entlang geht, mussten wir an unserem ersten Wandertag schon 4 km mehr wandern, als notwendig gewesen wäre. Hungrig waren wir eigentlich nicht, aber ich träumte laut von einem leckeren Butterbrot und einem heißen Früchtetee.

Die Schultern waren verspannt, der Rücken brannte, die Haut an den Hüftknochen hatte Druckstellen vom Rucksackgurt, die Oberschenkel zitterten vor Anstrengung, die Waden waren müde und die Füße qualmten, als wir endlich vor der Klostertüre standen. Um die Türglocke zu betätigen, mussten wir an einem Band ziehen. Die Tür öffnete sich, eine Nonne trat hervor und ich fragte ganz romantisch: "Haben Sie bitte eine Unterkunft für zwei müde Pilgerinnen?" Sie antwortete: "Na, Sie sind mir vielleicht lustig! Normalerweise melden sich Pilger ein viertel Jahr vorher bei uns per e-Mail an!"

 

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unbekannt
am  29. November 2015  um  08:28

Hallöchen Simone, du erzählst wieder sehr spannend , toll, macht mir sehr viel Spaß deine Erlebnisse zu lesen. Die Nonbe war ja spaßig: drei Monate vorher anmelden

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